Regional ist relativ
Vor gut einem Jahr habe ich sämtliche Riegel gekauft, die mir zwischen die Finger kamen, mich an den Schreibtisch gesetzt, die Zutaten in eine Tabelle abgepinnt und dann die Reisekilometer geschätzt - Datteln aus Tunesien, Haselnüsse und Rosinen aus der Türkei, Mandeln aus Spanien, Hafer aus Polen, Sonnenblumenöl aus der Ukraine, Erdnüsse aus Kalifornien, Kakao aus Ghana, Palmöl aus Indonesien ... da kommt schon einiges zusammen. 6.000 km für Seeberger Hafer2Go, 8.000 km für Corny Haferkraft, 15.000 km für beKIND etc. Dann habe ich anhand der Regalplätze im stationären Handel die Marktanteile der Riegel geschätzt und kam im Dreisatz auf durchschnittliche 8.000 km. Drei Studentinnen der Hochschule Bremerhaven (Danke nochmals an Irem, Riem & Sandra) haben im Rahmen einer Projektarbeit das Ganze für mich auf ihre noch viel gründlichere Art verifiziert. Natürlich wissen wir nicht, wo Corny seinen Hafer herbekommt. Auf Artikelebene ist es durchaus möglich, dass wir uns unter- oder überschätzt haben. Unser Durchschnitt aber ist konservativ gerechnet. Denn die Zutaten reisen ja nicht nur vom Anbauland A ins produzierende Land B. Nüsse müssen geknackt, Kerne geschält, Datteln entkernt, Getreide und Zuckerrüben verarbeitet werden. Da kommen schon innerhalb eines Landes pro Zutat locker noch 500 bis 1.000 km oben drauf.
Laut Statista essen 2,6 Mio Deutsche mehrmals in der Woche Riegel, wodurch rund 1,3 Mrd. Euro Umsatz im Jahr zusammenkommen. Da habe ich mich gefragt, muss das wirklich sein, dass die Zutaten dafür so weit reisen? Ich habe im Radius 200 km um meinen Wohnort Bremen mindestens sechs Produzenten von Snackriegeln. Such ich mir einfach 4-5 leckere Zutaten aus der Region, entwickle eine schlanke Rezeptur mit guten Nährwerten, bio, vegan, cooles Design, nachhaltige Verpackung und lass mir den besten Riegel von allen backen. Pustekuchen, so einfach war das nicht, aber mehr zum Stand meines SOUNDFOOD Riegels ein anderes Mal.
Ich versuche, auf dem Wochenmarkt immer regional, d.h. auch saisongerecht einzukaufen. Im Sommer brauche ich keine Bananen und Orangen, aber im Winter liebe ich sie. Ich verzichte natürlich auch nicht auf Schokolade, Kaffee und Wein, auch wenn das alles in der norddeutschen Tiefebene bekanntermaßen eher schlecht gedeiht. Aber ich kann mittlerweile regionale Pasta, Kekse, Pestos, Kartoffelchips und Gin kaufen. Warum dann keine Müsliriegel?
Kurz vor Weihnachten habe ich Markus Gnirck kennengelernt, den Produzenten von Lecka Fruit & Nut Bars. Markus ging vor drei Jahren nach Vietnam, um dort im Hochland für einen Ultra Marathon zu trainieren. Für seinen Sport bediente er sich mit selbstgemachten Snacks aus vietnamesischen Früchten und Nüssen, entwickelte daraus eine Geschäftsidee und ist heute stolzer Geschäftsführer einer B Corporation und beliefert schon acht Länder mit Lecka. Das Sensationelle ist, dass alle Hauptzutaten aus Vietnam selbst kommen, d.h. Markus hat in Vietnam das geschafft, was ich seit einem Jahr in Deutschland versuche: aus regionalen Zutaten einen leckeren Snack herzustellen. Chapeau! Zwei Sorten - Schokolade Banane und Mango Kokosnuss - sind bereits auf dem Weg zu mir und ich freue mich total, hier auf SOUNDFOOD die erste Händlerin zu sein, die Lecka auch in Deutschland anbietet.
Mega lecker sound food Lecka, herzlich willkommen, Du vietnamesischer Riegel.
Hey Franziska,
wirklich coole und tolle Initiative. Viel Spaß und Viel Erfolg!
Beste Grüße
Frank
Danke Franziska! Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit dir in Deutschland :)